2024 Nathalie Ortner
Marseille – une ville en transformation – Der Lückenfüller als stadtplanerisch-architektonisches Desegregationsmedium
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Die gesellschaftliche Untersuchung der Metropole Marseille und deren Auswirkungen der vorhandenen Segregation der Stadt zwischen dem Süden und dem Norden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einem städteplanerischen, architektonischen sowie innenarchitektonischen Entwurf, mit dem die Spaltung eines Lückenfüllers als Desegregationsmedium aufgetrennt werden soll.
Marseille liegt im Département 13, Bouches-du-Rhône, Provence-Alpes-Côtes d’Azur, und ist mit 862.000 Einwohnern (2015) und 16 Arrondissements die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Die Metropole erstreckt sich mit ihrem alten Hafen Vieux Port als Handelsknotenpunkt bis in den Richtung Osten gelegenen Nationalpark der Calanques an der Mittelmeerküste Südfrankreichs. Doch obwohl die zweitgrößte Stadt Frankreichs mit ihrem doch so überwältigenden und einzigartigen Charme viele Touristinnen und Einwanderinnen anlockt, verbergen sich hinter der sonnenreichsten Stadt Frankreichs mit mehr als 2.900 Sonnenstunden pro Jahr auch schattige Facetten. Schon seit einigen Jahren herrscht in Frankreich ein radikaler Wandel. Davon ist Marseille besonders betroffen.
Die politische Lage mit Führung des Staatspräsidenten Frankreichs Emmanuel Macron spitzt sich zu. Die Stadt ist geprägt von Migration, Rassismus, Drogenhandel, Armut und sozialen Kämpfen. Mit einer pulsierenden nordafrikanischen Gemeinschaft im Norden und den ethnisch-verbündeten Franzosen im Süden kann man die tief gespaltene Gesellschaft der Stadt erkennen. »Die Drogenkriminalität ballte sich in den ärmsten Vierteln und Hochhaussiedlungen der Stadt, wo sich bereits soziale und wirtschaftliche Probleme häuften. Von ›vergessenen Vierteln‹, in denen ganze Familien vom Drogengeschäft lebten und die Dealer das Gesetz bestimmten.« (zeit online, 2021). Müllberge häufen sich am Hauptbahnhof Gare St. Charles de Marseille, die Arbeitslosigkeit steigt von Tag zu Tag, Häuser stürzen ein – die Wohnungssituation ist bedenklicher als je zuvor. Obdachlose und Familien schlafen auf Matratzen in der Rue de Petites Maries, die Zahlen der Homizide und Einbrüche nehmen zu.
Während meines Langzeitaufenthalts im Jahr 2021 bemerkte ich nicht nur, wo sich genau die Probleme der Stadt befinden. Ich stellte mir insbesondere die Frage, wie man eine Stadt mit so hohem Potential vor allem in der sozialen und auch räumlichen Situation verbessern könnte. Daraus entstand das Konzept des Lückenfüllers. »Der Lückenfüller wird in einer freien oder ungenutzten Fläche platziert, der zwischen bereits bestehenden Gebäuden oder in urbanen Umgebungen auftreten kann. Das Ziel ist in der Regel, den Raum sinnvoll zu nutzen, das Stadtbild zu verbessern und eine kohärente städtische Umgebung zu schaffen.« Um die Lückenfüller sinnvoll nutzen zu können, sollen Lernzeiten verteilt in der Stadt entstehen. Das ziel der Lückenfüller ist es, die Menschen aus den verschiedenen Gesellschafts- und Bildungsschichten zusammenzubringen und Gemeinschaften und Kontakte durch Kommunikation, Hilfsbereitschaft sowie ehrenamtliche Tätigkeiten herzustellen, um so die Segregation der Gesellschaft aufzulösen. Der soziale Aspekt Bildung rückt dabei in den Vordergrund. Um besonders viele Altersgruppen anzusprechen, soll hier nicht nur ein Lernraum für Grundschülerinnen entstehen. Ein Workspace für ältere Schülerinnen und/oder Student*innen und eine gemeinsame Dachterrasse als Begegnungsort für Veranstaltungen, Workshops oder wöchentliche Treffen sollen das Konzept der Lückenfüller abrunden. Bei dem Konzept handelt es sich um ein aufsteigendes Raumkonzept (von unten nach oben), was das Ziel hat, den Jüngsten den Aufstieg nach oben zu den Älteren symbolisch aufzuzeigen.
Mit dem Konzept stellte ich anschließend meinen Entwurf auf. Die eEntstehung in der Lücke in der Rue des Fabres und la Canebière im ersten Arrondissement wurde mit einem Aufmaß vor Ort von circa 14,5m x 21m aufgezeichnet. Mit Hilfe eines Lage- und Umgebungsplans sowie einer städtebaulichen Analyse erschließt sich weiterhin die Umgebung des Lückenfüllers. Aufbauend auf dem Konzept und der durchgeführten Recherche folgt abschließend der Leitfaden als Broschüre sowie das Aufrufplakat des Projektes für die Stadt Marseille.
Studiengang
Transformation Design (MA)
Betreuung
Prof. Ulrich Fleischmann, Ursula Thoms