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2024 Benedikt Durnberger

Den Klimawandel verstehen – Transition zu einem komplexeren mentalen Modell des Klimawandels durch praktisch-tätiges Erleben

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Derzeit erscheint es so, als wären wir als Weltbevölkerung mit den voraussichtlich anstehenden Herausforderungen zum Erhalt der Bewohnbarkeitsbedingungen für möglichst viele Menschen auf der Erde überfordert.
Das Klimasystem ist Teil des Erdsystems. Mit seinen intertemporalen Interdependenzen, also Abhängigkeiten und Verknüpfungen der Dinge zueinander und über die Zeit, ist das Erdsystem äußerst komplex. Die Sozioökonomie, also alle Menschen und all unsere Technik, unsere Wirtschaft zusammengenommen werden als die soziotechnische Sphäre dieses Systems bezeichnet. Diese soziotechnische Sphäre ist inzwischen zur größten die Veränderungen bestimmenden Kraft im Erdsystem geworden. Dadurch liegt die größte Unsicherheit in der weiteren Entwicklung des Klimawandels darin, wie wir uns als Menschheit verhalten werden. Das kann schnell beängstigen und zur Verdrängung oder zur Schockstarre führen. Dabei müssen wir schnellmöglichst umfassend handeln. Wie lässt sich der Ernst der Lage vermitteln, ohne dass die Menschen abschalten und stattdessen ins gemeinsame Handeln kommen? Zudem scheint der Klimawandel mehr eine Frage von Glauben oder Vertrauen in die Erdsystemwissenschaften als eine Frage des expliziten Wissens zu sein.
Können Menschen durch ein praktisch-tätiges, emotionales, gemeinschaftliches Erlebnis der Gruppenwirksamkeit einer für diesen Zweck entworfenen Installation leichter als durch rationale Einsichten mittels kognitiver Lernprozesse zu einem komplexeren mentalen Modell des Erdsystems und damit des Klimawandels gelangen? Und im gleichen Zug die Potentiale eines offenen Technologie- und Wissensparadigmas für die allgemeine gesellschaftliche Entwicklung und damit die Bewältigung der planetaren Krisen erkennen?
Zu diesem Zweck wurde eine etwas komplexe, jedoch offenliegende und dadurch nachvollziehbare Maschine aus gebrauchten Gegenständen gebaut. An einzelnen Stellen wurde sie durch 3D-Druck-Teile ergänzt. Mit der ein „wir haben es gemeinsam in der Hand was passiert“-Gefühl entsteht. Und zudem der Umstand, dass es sich um eine Bandbreite der möglichen Entwicklungen und nicht um „Klimawandel ja oder nein“ handelt, erlebbar gemacht werden sollen. Jeweils vier Personen können eine interaktive Simulation verknüpfter Klimavariablenprojektionen gemeinsam steuern. Wenn die bedienenden Personen nichts tun, steigt die Durchschnittstemperatur der Erde beginnend in 2024 und bei +1,5 °C bis zum Ende des Jahrhunderts kontinuierlich bis +5,0 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau an. Durch die Betätigung einer Mechanik kann eine Person diesen Anstieg um die Hälfte reduzieren, die volle Betätigung von zwei Mechaniken bewirkt eine gleichbleibende Temperatur. Dies liegt daran, dass die vier Mechaniken über einen Flaschenzug miteinander gekoppelt sind und somit gemeinsam den Computer bedienen. Werden drei Mechaniken betätigt, beginnt die Temperatur zu sinken und nur wenn alle vier Personen zusammenarbeiten und alle Mechaniken mit vollem Ausschlag betätigen, nimmt die Temperatur maximal ab. Alle vier Mechaniken sind so konstruiert, dass sie kontinuierlich betätigt werden müssen. Das Erreichen des vollen Ausschlags benötigt aufgrund der Bauart jeweils Zeit, ist also nicht schlagartig möglich. Dadurch soll der Aspekt, dass jede Transformation, wenn sie für Mensch und Natur verträglich sein soll, nicht schlagartig erfolgen darf, vermittelt werden. Eine Transformation braucht einen möglichst sanften Übergang, eine Transition. Um die Verknüpfung zwischen dem Globalen und dem Lokalen zu ermöglichen, sind neben einem Globus, der die Verteilung der Durchschnittstemperatur auf der Erde anzeigt, sowie Weltkarten mit weiteren sich daraus ableitenden Klimavariablenprojektionen auch lokale Projektionen von Bayern zu sehen. In einem jeden Durchlauf steuern also vier Personen gemeinsam in der Darstellung den roten Verlauf der Temperatur zwischen den SSP-Szenarien (Shared Socioeconomic Pathways), also möglichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungsszenarien aus dem letzten Klimasachstandsbericht des IPCC. In der Auflösung, die auf jeden Durchlauf folgt, erscheinen weiterführende Informationen zu dem im Jahr 2100 erreichten Temperaturwert, wie z.B. die sich weltweit ändernden Möglichkeiten für den Nahrungsmittelanbau und lokale Veränderungen der Hitzeperiode in Augsburg. Dazu wurde ein Testlauf mit Onlineumfrage durchgeführt und ausgewertet.

THA OPUS Bibliothek: https://doi.org/10.60524/opus-2044

Studiengang

Transformation Design (MA)

Betreuung

Prof. Dr. Jennifer Schubert (THA), Prof. Dr. Christoph Beck (Uni Augsburg)