2024 Adrian Ludwig
Chronovisor – Tangible Interaction mit generativer KI
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Der verloren geglaubte und vom Vatikan unter Verschluss gehaltene „Chronovisor“ ist eine Maschine, mit der sich in die Geschichte blicken lässt. Über die Platzierung eines Gegenstands im Empfangsgerät und der anschließenden Justierung der Frequenzen wird ein Abbild des Ereignisses erzeugt, das sich am stärksten auf den Gegenstand eingeschrieben hat.
Die audiovisuelle, interaktive Installation basiert auf einer Verschwörungserzählung, nach der im Vatikan in den 1960er Jahren ein Gerät namens Chronovisor entwickelt wurde. Um den italienischen Priester und Wissenschaftler Pater Pellegrino Maria Ernetti versammelten sich große Namen wie Enrico Fermi oder Wernher von Braun. Ihnen gelang das Unfassbare: Sie erschafften ein Gerät, dass es möglich macht objektiv richtig die Vergangenheit einzufangen. Dabei wird ein Empfangsgerät auf Ort, Datum und Person eingestellt. Über einen Monitor wird das Ereignis in eine Art Hologramm wiedergegeben. Bald waren wichtige Schlüsselereignisse in der Erzählung der katholischen Kirche bewiesen - die Kreuzigung und Auferstehung Jesu beispielsweise. Genauso bald wurden diese Erkenntnisse jedoch widerlegt.
Diese neue Version des Chronovisors nutzt generative künstliche Intelligenz, die hier als Sammlung kollektiver Wahrnehmungen fungiert. KI analysiert jeden Gegenstand, interpretiert ihn im historischen Kontext und erzeugt in Echtzeit eine visuelle Darstellung seiner Vergangenheit. Besuchende können so zurückblicken und geschichtliche Schlüsselereignisse selbst betrachten und erleben. Wie sieht unser kollektives, komprimiertes Gedächtnis aus? Wie objektiv sind die Daten? Wenn es die eine, richtige Vergangenheit und Geschichte gibt, so muss sie dort doch zu finden sein.
Studiengang
Interaktive Mediensysteme (MA)
Betreuung
Prof. Andreas Muxel, Prof. Dr. Michael Kipp