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2021 Alina Yakaboylu

Das Quartier als Buch – »Ich gehe, ich sehe, ich sammele, ich höre, ich bleibe stehen«. Ansichten einer Flaneuse

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In ihrer Masterarbeit »Augsburg Oberhausen – das Quartier als Buch. Ansichten einer Flaneuse« erweitert Derya Alina Yakaboylu die soziologische Quartiersforschung durch einen dezidiert künstlerischen Ansatz mit ganz neuen ästhetisch-epistemischen Aspekten.
Indem sie sich in der Tradition Walter Benjamins die Rolle einer Flaneuse aneignet, das Konzept der Flanerie als besondere Art einer subjektiv-ethnografischen Wahrnehmung aber experimentell-medial erweitert durch Street Photography (Videos), Typografie, Komposition, kurz: Gestaltung, schlüsselt sie zwar den urbanen Alltag nach den Prinzipien des Place-Konzepts (physisch, sozial, symbolisch) auf, stellt ihre Erkenntnisse aber statt im abstrakt-analytischen Vokabular der Wissenschaften sinnlich-konkret dar.
Zugleich ist ihr Vorgehen ein emanzipativer Prozess in zweierlei Hinsicht. Einerseits tritt sie bewusst als Flaneuse auf (und nicht als männliches Derivat einer Flaneurin) – ein feministischer Akt, um nicht nur dem eigenständig weiblichen Blick zu seiner (Gleich-)Berechtigung zu verhelfen, sondern sich den öffentlichen Raum (traditionell Privileg des Mannes) als Frau anzueignen. Andererseits befreit sie sowohl sich als türkischstämmige Frau als auch Oberhausen als den Augsburger Stadtteil mit dem größten Anteil an Bewohner*innen mit türkischem Migrationshintergrund aus der passiven Rolle derjenigen, über die gesprochen wird und gibt ihnen eine Stimme.
»Hier war es chaotischer und aufregender als im Rest von Augsburg. Hier schien nicht alles perfekt. Es gab Raum für ungewöhnliche Lebenswelten und vor allem eins: sichtlich mehr Toleranz.« Und hier merkt man, was ihre Arbeit eigentlich ist – politisch.

Studiengang

Transformation Design (MA)

Betreuung

Prof. Ulrich Fleischman, Jörg Fokuhl

Auszeichnungen

  • Kulturpreis Bayern 2021