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2025 Lucie Miller, Verena Alfano, Elisa Bogdan, Paul Matthias, Moritz Bräutigam, Clara Springer, Bastian Hövel, Oscar Boudot, Michael Heubeck

Science & Fiction – A speculative Statement

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Die Verbindung von Wissenschaft und Fiktion untersucht dieses Projekt, indem es spekulative Szenarien zukünftiger Lebenswelten durch Methoden des Speculative und Fictional Design sichtbar macht.

Studierende des Studiengangs Creative Engineering entwickeln dazu interaktive Prototypen und Installationen, die Aspekte unter anderem der Konsumkultur, mentalen Gesundheit oder alternativen Energieversorgung kritisch reflektieren. Vier ausgewählte Projekte werden auf dieser Seite gezeigt.

Um nicht naheliegende, jedoch mögliche Zukünfte innerhalb eines "Future Cone“ zu verdichten und zu akzentuieren, werden künstlerische Strategien wie Übertreibung, Ironie und humorvolle Überaffirmation genutzt sowie permanent die Grenzen zwischen dem Denkbaren und dem Absurden ausgelotet.

Dies bildet die Grundlage für einen Diskurs über die Wünschbarkeit dieser Zukünfte, der auch neue Perspektiven auf unsere Gegenwart eröffnet.
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# Energy Ki(t)ds:

Bastian Hövel, Clara Springer
Spielen oder Stillstand – Die Zukunft gehört den Kindern
Strom ist kein Recht – er ist ein Privileg. Nach Jahrzehnten von Ressourcenkriegen und Energiekrisen stehen Städte wie Augsburg unter strenger Energieverwaltung. Licht, Wärme und elektronische Geräte sind kostbare Güter, die nur denen zur Verfügung stehen, die sie sich leisten können – oder selbst erzeugen.
Lokale Energieversorger bieten mit den „Energie-Ki(t)ds“ die Antwort auf den drohenden Kollaps an: Eine Produktreihe, die Kinder – die letzte unerschöpfliche Energiequelle – in den Dienst der Gesellschaft stellt.
Mit Energie-Ki(t)ds setzen wir auf die Aktivität der Jüngsten – denn Kinder haben Energie, die sie oft nicht zu nutzen wissen. Kinetische Spielgeräte, Laufräder und Kletterstrukturen vervollständigen das Angebot und sorgen dafür, dass die Energie nicht versiegt. Denn: Stillstand bedeutet Dunkelheit.
Eltern ermutigen ihre Kinder, aktiv zu sein – nicht nur zum Spielen, sondern zum Überleben. Denn wer mehr Energie erzeugt, darf länger Licht haben, Musik hören oder sich ein warmes Bett leisten. Spielzeit ist kein Luxus mehr, sondern Arbeit.
Die Energie-Ki(t)ds stehen für die Zukunft in einer Welt, die gelernt hat, dass Energie immer einen Preis hat – und dass selbst die Kleinsten ihn zahlen müssen. Energie-Ki(t)ds – Dein Spiel. Dein Strom. Dein Nutzen.
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# Konsumat:

Oscar Boudot, Michael Heubeck
In einer fiktiven Zukunft, die durch Ressourcenknappheit und Hyperkapitalismus geprägt ist, erfüllt der „Konsumat“ als zentrale Servicestation die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen. In dieser Zukunft kontrolliert ein Monopol die gesamte Nahrungsmittelindustrie und das Wassersystem. Die einzige Option, Nahrung zu kaufen, ist die Flüssignahrung „XMeal“. Um das Hungergefühl zu lindern, wurde der „FogBoi“ entwickelt, ein Gerät, das wie eine E-Zigarette funktioniert. Auch das Bedürfnis nach einer Toilette wird durch das „Yourinal“ im Konsumaten abgedeckt. Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende Privatisierung öffentlicher Güter wider, die auch heute bereits beobachtbar ist. Zudem wird die Frage nach Eigentum durch geplante Obsoleszenz in der Zukunft eine größere Rolle spielen. Auch hierfür gibt es heutzutage bereits bekannte Fälle, wie bei Heimdruckern oder Smartphonebatterien. Die entstehende Gleichschaltung der Bevölkerung durch Monopolisierung, und verschwinden des Privatbesitzes durch Privatisierung und geplante Obsoleszenz wirft die Frage auf, ob (ähnlich der Hufeisentheorie im politischen Kontext) sich auch Wirtschaftsformen in ihren Extremen annähern. Also: Kann ein radikaler Kapitalismus eine Form des Kommunismus sein?
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# PsychEx + SchiZoo:

Verena Alfano, Lucie Miller
PsychEx ist ein Gerät beziehungsweise eine Technologie, die Menschen ihre „negativen“ Gedanken und Gefühle aussaugen kann. Alle unerwünschten psychischen und mentalen Zustände können auf diese Weise entfernt werden. Das betrifft nicht nur grundlegende menschliche Emotionen wie Trauer oder Ekel, sondern auch das ganze Spektrum psychischer Erkrankungen und psychiatrischer Störungen. Mit PsychEx wurden diese schon von klein auf allen Menschen entzogen, sodass es gar keine psychisch kranken Menschen mehr gibt.

Hintergrund: In unserer ausgedachten Zukunft im Jahr 2075 ist Arbeitskraft mehr denn je gefragt - jedoch zunehmend unter prekären Bedingungen. Die Gesellschaft strebt nach der Minimierung von Ausfällen – egal ob wirtschaftliche, soziale oder gesundheitliche. Trauriges, Düsteres und Unangenehmes gilt zunehmend als unerwünscht, da der Fokus auf Effizienz und Harmonie liegt, während schwierige oder „unproduktive“ Themen ausgeblendet werden. In diesem Klima sind faschistische Bewegungen erstarkt, die eine gefährliche Agenda gegen Neurodiversität und jegliche „Andersartigkeit“ verfolgen, indem sie abweichende Denk- und Lebensweisen marginalisieren und stigmatisieren. Als Folge davon wurden in dieser Zukunft bereits alle psychischen Erkrankungen ausgerottet.

Da in dieser Zukunft niemand mehr weiß, wie sich eine psychische Erkrankung anfühlt oder wie das Leben damit aussah, gibt es die Ausstellung SchiZoo, in der bereits ausgestorbene Erkrankungen gezeigt werden. In dieser Ausstellung gibt es ein paar Infos zu verschiedenen Störungen, aber vor allem ist das Besondere daran, dass man diese Störungen am eigenen Leib erleben kann. Virtual Reality macht es möglich, da die Technologie in der Zukunft nicht nur Visuelles erlebbar machen kann, sondern auch emotionales, sowie für alle anderen Sinne.
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# Unmask Reality:

Elisa Bogdan, Moritz Bräutigam, Paul Matthias
Spekulatives Szenario: Eine Welt im Chaos des Überkonsums
In einer nahen Zukunft hat die Menschheit die Übersicht verloren. Niemand weiß mehr, welche Produkte wirklich umweltfreundlich sind. Die Umweltkrisen verschärfen sich, während die Bevölkerung zunehmend in einer „High-Tech-Bubble“ lebt, getrennt von der Natur. Der angerichtete Schaden wird immer größer und somit auch immer schwerer zu ignorieren, trotz dessen scheinen die Menschen nicht zu begreifen, dass jeder Schaden an der Natur letztlich ihnen selbst schadet. Anstatt ihr Verhalten grundlegend zu hinterfragen, entwickeln sie immer raffiniertere Rechtfertigungen für ihren Konsum. Sie sprechen weiter von ‚nachhaltigen Alternativen‘, während sie in Überfluss leben. Sie glauben, dass der Kauf von Bioprodukten oder recycelten Materialien das Problem löst, ohne ihr Konsumniveau zu reduzieren.

Die Lösung: Eine neue Technologie, die Umweltfolgen sichtbar macht, bevor Entscheidungen getroffen werden. Doch diese Technologie ist ein Produkt, das gekauft werden muss – eine ironische Spiegelung des konsumgetriebenen Systems.

Studiengang

Creative Engineering (Project)

Betreuung

Prof. Dr. Helge Oder